Wir ... sind glücklich. Und wenn nicht? Wir alle sind verletzt; und die schmerzlichen Erfahrungen sind in uns gespeichert. Und wenn wir uns näherkommen, berührt der andere unser Verletztsein, sodass wir im Sinne des gefühlten Verletztseins reagieren und nicht im Sinne des tatsächlichen Begegnens.
Alle, die vor dir waren und das Vermögen in sich entwickelten, in der klaren Bewusstheit zu bleiben bzw. wieder in sie zurückzukehren, sind mit dir, wenn du etwas verwirklichst, was dir zutiefst entspricht und gefällt.
Wenn ich mich als Kind im familiären Feld in die Ecke rückten musste, biete ich als erwachsene Beziehungsperson ein Vakuum, das der andere mit ausfüllen soll; und bin ich eine raumfüllende Beziehungsperson, so mache ich mich im ganzen Beziehungsfeld breit und fühle mich dabei auch nicht besser. Wie hebe ich Grenzunterschreitung und -überschreitung auf?
Das Prägen der Eltern rührt aus ihrer Projektion des eigenen Verletztseins und ist in dem Sinne nichts Persönliches: Sie beziehen sich nicht wirklich auf ihr Kind. Dennoch ergibt sich daraus für das Kind seine spezielle Persönlichkeit.
Auf welche Weise verbindet sich ein Menschenkind mit der beseelten Welt? Wie setzt es sich in Beziehung? Worin erkennt es sich als empfindungsfähiges Wesen wieder? Dieses Geheimnis offenbart sich bisweilen auf erstaunlichen Wegen.
Von den Maßgaben der Eltern und anderer prägender Figuren völlig losgelöst zu sein bedeutet Alleinsein. Wenn die übermittelten Glaubenssätze und Definitionen bzw. meine gegenläufigen Fühl- und Denkmuster in meinem Leben unwesentlich geworden sind, dann bin ich frei und stehe für mich alleine. Und das ist total schockierend und total befreiend in einem.
Es braucht die Klarheit "Ich kann nicht verkehrt gewesen sein in meinem frühen Kindsein: Ich war reines, sensibles, adäquates Reagieren!". In dieser Klarsicht die Fakten der Eltern-Kind-Beziehungsgeschichte aufzudecken und die zugehörige Emotionaität einzuladen macht den Weg frei: zu dir selbst.
Nach der Prägung stehen wir immer in Reaktion auf die prägende Situation. Beispiel: Die Eltern sind von unverarbeiteten Kriegserlebnissen ausgefüllt und ich Kind befinde mich im leidvollen Alleinsein. Dem Bedürfnis, diese Einsamkeit zu überwinden, entstammt nun meine Motivation, das ungewisse Schicksal eines ertrunkenen Onkels zu erspüren; mit dieser im Raum stehenden Schwingung in Resonanz zu gehen; mich damit zu verbinden.
Meister Eckhart begleitete mich durch das Erforschen meines Personseins, welches sich aufgrund der Ge- und Verbote von Eltern und Kirche entwickelt hatte. Ich entdeckte ihn als "meinen" christlichen Mystiker: Ich folgte meinem Gespür, dass er von Wahrheit kündete anstelle von Sünde und Verdammnis, und fühlte mich mit diesem Wahrhaftigsein verbunden.